Von: Dipl. Ing. Joachim Eberhard
Da Messer alle unterschiedlich lang, breit und dick sind, wird auch jede Scheide unterschiedlich sein und angepasst werden müssen. Ich mache nur Steckscheiden, d.h. Scheiden ohne Riemchen, Schleifen oder ähnliches, um das Messer zu halten.
Nun zu den einzelnen Schritten, die von jedem, der handwerklich ein wenig begabt ist, erledigt werden können.
MATERIAL
- Entweder fertig ausgestanztes Leder in hell und dann einfärben
oder Kauf eines guten Leders als Hals oder halber Hals –
oder Reststücke in der Größe von 1-2 DIN A4 Blättern
in einer Dicke von mind. 3, besser 3,5 oder 4 mm. Ca. 13 €/kg. - Sattlergarn in weiß, schwarz oder braun
- Kontaktkleber, z.B. Kövulfix (Baumarkt) oder Bindulin Lederkleber
- Ausputzfarbe, Kantenglätter, Lederlack oder Streichschellack
WERKZEUGE
- 1 Kneipp (Schustermesser) o. Viertelmond o. Halbmond o. Japanmesser
- 1 Kantenbrecher
- 1 Nutenzieher
- 1 Mehrfach/Reihen/Locheisen
am besten ein Satz mit verschiedenen Einsätzen/Abmessungen - 1 Ahle (Schwertahle)
- 2 Sattlernadeln (stumpf)
- 1 Falzbein
Nun zur FERTIGUNG
1.
Das Schwierigste ist die Erstellung der benötigten Schablonen.
Man legt das Messer mit dem Rücken auf ein Stück Papier, klappt es nach links und dann nach rechts und zeichnet großzügig die Form des Messers nach.
2.
Danach überträgt man die Zeichnung auf einen Pappkarton, korrigiert die von Hand gezeichneten Kurven mit einer Kurvenschablone und schneidet die Schablone aus.
Nicht vergessen: Datum und Messer darauf vermerken, zur späteren Zuordnung bei Neuauflage oder
Duplizierung.
Dazu noch eine Schablone für einen Messerkeder: Diese wird anhand der Messer-Schablone auf Karton gezeichnet. Breite 12-15mm.
Und eine Schablone für ein rechteckiges Stück Leder für die Gürtelschlaufe (5 cm breiten Gürtel) und den dazugehörigen Keder.
Dieser Keder ist nötig, um die obere Naht vor dem Durchscheuern durch den Gürtel zu schützen.
Ich persönlich mag Gürtelschlaufen aus demselben Stück Leder wie die Scheide aus zwei Gründen nicht.
A – ist der Lederverbrauch unnötig hoch und
B – finde ich sie unschön, auch weil die oft hässliche Fleischseite sichtbar ist..
Bei der Fertigung und beim Nähen der separaten Schlaufe kann man sich außerdem gut auf die Arbeit einstimmen.
3.
Nun werden die 3 Teile auf das Leder übertragen. Entweder mit Kuli oder Filzstift auf der Fleischseite. Wenn es nicht anders geht, mit Silberstift (löslich) auf der Lederseite.
4.
Mit Kneipp/Arbelos, Viertelmond oder Halbmond werden die Stücke möglichst genau an der Markierung ausgeschnitten.
5.
Beide Keder auf der Lederseite aufrauhen.
Kontaktkleber auf Keder und Gürtelschlaufe auftragen. Abtrocknen lassen, bis der Fingernagel nicht mehr daran kleben bleibt. Vorsichtig und sorgfältig in Deckung bringend aufeinanderlegen und festdrücken. (Da nicht die Dauer, sondern die Kraft ausschlaggebend für den Klebeeffekt ist, klopfe ich die Teile mit einem Hammer zusammen. Vorsicht: Lederrest zwischen Hammer und Gürtelschlaufe legen!)
Damit das Leder beim Falten nicht bricht, kann auf der Innenseite eine Längsnut gezogen werden.
6.
Die Außenkontur der Gürtelschlaufe mit aufgeklebtem Keder nun, wenn möglich, am Bandschleifer
- beschleifen und
- am Schwabbel polieren (ansonsten anfeuchten und mit Falzbein glätten)
- Kanten brechen (aber nicht am Keder – zur Scheide hin)
- Kanten rundum mit Ausputzfarbe bestreichen
- Nuten oben u. unten, innen u. außen mit dem Nahtversenker ziehen (auf halbe Breite des Keders
einstellen) - Danach mit Mehrfach/Reihen/Locheisen beide Seiten – oben und unten lochen
7.
Auf der Scheidenrückseite Platz und Schrägung für die Gürtelschlaufe aussuchen, mit Silberstift markieren.
Die Gürtelschlaufe kann senkrecht sein oder leicht schräg.
Kontaktkleber aufbringen, nach Ablüftung verkleben und mit dem Hammer festklopfen s. oben.
Danach mit Mehrfach/Reihen/Locheisen beide Seiten – oben und unten – nachlochen und auf den sichtbaren Löchern auf der Fleisch/Innenseite freihändig eine Nut ziehen, damit auch hier das Schustergarn versenkt ist und nicht vom Messer zerrieben werden kann.
8.
Mit 2 Nadeln im Doppelstichverfahren nähen.
Beginnend mit dem zweiten Loch, dann in Richtung erstes Loch und dann zurück (der Anfang ist damit doppelt genäht) und dann weiternähen bis zum Ende der Lochung.
Auch am Ende der Naht 2 Löcher zurücknähen und innen verknoten.
Sekundenkleber auf die innere Naht und den Knopf und dann den Knopf platt hämmern.
9.
Vor dem Verkleben und Nähen der Scheide diese zusammenklappen und die Passgenauigkeit mit eingelegtem Messer prüfen.
Nun zuerst Verkleben des Messerkeders mit der Scheide auf einer Seite. Siehe Bild oben.
Dann Kontaktkleber auf die andere Kederseite und Scheidenseite.
Nach Ablüften – so penibel wie möglich – zusammenfügen.
Da jeder Überstand der drei Leder (Scheide zweifach, Keder einmal) abgeschliffen oder abgehobelt oder geschnitten werden muss und dies Materialverlust bedeutet. Vor dem Nähen nochmals Messertest machen!
Nun werden die Kanten der drei zusammengelegten Leder angeglichen, indem man sie so lange abschleift bis eine durchgehende und gleichmäßige Fläche entstanden ist.
Bandschleifer und Schwabbel geht am schnellsten.
Ansonsten anfeuchten und mit dem Fischbein polieren.
10.
Da wir nun plangeschliffene, geglättete Kanten haben, wird daran der Nahtversenker angelegt und die Nut vorne und hinten an der Scheide gezogen. Das folgende Prozedere ist wie oben bei der Gürtelschlaufe beschrieben, sprich lochen und dann nähen.
Am Nahtanfang jetzt beim dritten Loch beginnen, Richtung Loch eins und dann wieder Richtung Loch drei.
Vorsicht: manchmal ist das Leder durch den Keder so dick, dass das Reihenlocheisen schon aufsitzt, bevor die Zinken das Leder auf der Scheidenrückseite ganz durchstoßen haben.
Dann ist entweder die Ahle angesagt oder das Reihenlocheisen von der Rückseite her zusätzlich einschlagen oder mit einem 1,8 – 2 mm Bohrer an den Markierungen durchbohren.
Nun wieder nähen, wobei ein Nähkloben sehr hilfreich ist.
Die Scheide noch mit Lederlack abreiben und
FERTIG