Mein Interesse an Schusswaffen wurde schon im Kindesalter durch die direkte Nachbarschaft zum Truppenübungsplatz Senne geweckt. Mit 13/14 Jahren bekam ich mein erstes Luftgewehr. Dann Mitgliedschaft in einem Schießsportverein, KK, GK und Vorderlader schießen. Ausbildung Militärdienst, Heirat und schön ist die Welt… 3 Jahre später der Knick – Scheidung.
Um dem nun folgenden Stress zu entkommen, entschloss ich mich, statt dem Alkohol zu frönen eine einfache belgische Perkussionspistole im Maßstab 1:2 nachzubauen.
Feile, Schraubstock und Bohrmaschine waren vorhanden – also los! Das Ergebnis wochenlanger Bastelei war ein „Etwas“, was schon an eine Pistole erinnerte…
Als nächstes folgten ein Perkussionsgewehr, Steinschlossgewehr und Pistole, die schon bedeutend besser aussahen und die ich bei runden Geburtstagen an Vereinskameraden oder Freunde verschenkte.
Zwischen den einzelnen Stücken lagen manchmal Jahre. Diese Zeit wurde genutzt für Museumsbesuche, Plaudereien mit Büchsenmachern, Schlossern, Tischlern und Drehern.
Jedes Stück stellte mich vor neue fertigungstechnische Probleme, die für mich als gelernter Fleischer nur schwer zu bewältigen waren. In der inzwischen aufgenommen Tätigkeit als Industriehilfsarbeiter konnte ich auch nicht viel lernen.
Für eine angeschaffte Tischdrehmaschine mussten kleine Formdrehstähle angefertigt werden. Kleine Stecheisen zur Holzbearbeitung wurden aus alten Motorradspeichen gefertigt sowie eine große Anzahl an Spannhilfsmitteln.
Auch die Herstellung der benötigten Schenkelfedern war anfangs ein großes Problem.
Es folgten noch eine Steinschlossdoppelbüchse,
ein Zündnadelgewehr
und im Jahr 2009 zwei Radschlosspistolen – ein einfaches Modell des 30-jährigen Krieges und eine etwas edlere, die in Ebenholz mit kleinen Beineinlagen geschäftet ist.
Zum Jahreswechsel wurde noch ein K98 fertig.
Die Bauzeit der zuletzt genannten Stücke bewegte sich zwischen 100 und 350 Stunden.
Anzumerken sei noch, dass alle Modelle im Maßstab 1:2 und nicht feuerbereit aber funktionstüchtig sind. Bei Vorderladern wurde der Zündkanal nicht gebohrt. Bei Hinterladern wurde die Laufbohrung nicht durchgeführt, lager- und mündunsseitig als Sackloch. Verschluss ohne Schlagbolzenbohrung. Man will ja keinen Ärger mit der Obrigkeit… Alle Teile – bis auf die Holzschrauben – sind reine Handarbeit.
Es war ein langer und lehrreicher Weg vom ersten Stück bis heute (15 Jahre). Derzeit im Bau ist eine Steinschlosspistole mit Springbajonett, Maßstab 1:2,5.
Neben dem Effekt, dass ich beim Arbeiten an meinen Stücken die täglichen Sorgen einmal vergessen kann, muss ich sagen, dass ich heute große Achtung vor dem Können der alten Büchsenmacher habe, die keine Werkzeuge unserer Zeit hatten. Sie schufen Stücke höchster Vollendung und Schönheit im Gegensatz zum heutigen „Industrieeinheitsbrei“.
Und sollte jetzt einer den Drang verspühren, sich an Miniaturwaffen zu versuchen, wünsche ich viel Glück und frohes Schaffen.
Anmerkung: Der Autor ist ein Freund von interessanten Waffen und kann über uns kontaktiert werden.
3 Antworten
Sehr geehrter Herr!
Ich habe schon lange nach Miniaturen Ihrer Art gesucht u. wenig
gefunden. Ich bin sehr beeindruckt von Ihrer dargestellten Fähigkeit
Ich hatte mich an Dampfmaschinen versucht u. Erfolg gehabt.
Für die Fertigung lagen jedoch Zeichnungen (Stuart) vor.
Haben Sie sich auch erst Zeichnungen gefertigt oder sind Sie in deren
Besitz gekommen? Ich gratuliere Ihnen zu den Hervorragenden Objekten
u. wünsche viel Erfolg für die kommende Zeit u. Glück für 2011.
Beim K98 habe ich ein Original vermessen. Für die Radschlosspistolen lag eine Bauzeichnung vom DWJ vor um den Schlossmechanismus zu studieren. Vorlage für dehren Schäfte und Beschläge fanden sich in einigen kleineren Museen. Weiterhin sehr hilreich war die WTS Koblenz. Nach Voranmeldung konnte ich dort ein Zündnadelgewehr zerlegen und vermessen. Da ich mich seit meiner Jugend mit Waffen beschäftige und Sportschütze bin, sind mir auch einige Zündsysteme bekannt. Bin wenn man so will damit aufgewachsen. Besten Dank für ihr Lob. Das hört man gerne. Es wird bald ein paar neue Fotos zu sehen sein auf dieser Seite.
Hmm da ist man auf der Suche nach Vorderladern und dann trifft man hier auf deine Waffen.
Ich durfte man eines deiner ersten Stücke in der Hand halten bzw. besichtigen. Meine Bewunderung gilt heute noch.
Neulich bin ich über dein Zündnadelgewehr beim Büma gestolpert. Deine Handschrift ist unverkennbar.
Beste Grüße vom Vereinskameraden.