Die Entwicklung der aushakbaren Schwanzschraube

Zusammenfassung: Schwanzschrauben verschließen das Laufende bei Vorderladerwaffen. Sie werden unterteilt in Schwanzschrauben mit festem Schwanzschraubenblatt sowie in Schwanzschrauben mit Haken zum leichten Entfernen des Laufes für die Reinigung. Bei den frühen Hakenbüchsen gab es fest vernietete bzw. verstiftete oder im Feuer verschweißte Laufpfropfen. In der Endphase der Entwicklung  sowie bei Radschlosswaffen und auch bei frühen Steinschlosswaffen wurde der Pfropfen mit einem Gewinde versehen und fest im Laufende verschraubt.

Diese Waffe von Karch in Hechingen hat einen fest sitzenden Lauf, der mit zwei dünnen Eisenstiften im Vorderschaft befestigt ist.

Eine doppelläufige Steinschlosspistole aus Frankreich zeigte von außen ein getrenntes Schwanzschraubenblatt, das den Eindruck erweckt, dass die Läufe ausgehakt werden könnten. Die Läufe waren jedoch fest verbunden. Die Bilderreihe zeigt, dass die Schwanzschraube mit zwei vierkantigen Zapfen versehen sind, aber nicht eingehakt sondern eingesteckt und mit zwei Schrauben gesichert sind.

Es ist anzunehmen, dass sich aus dieser Art der Befestigung die aushakbare Schwanzschraube entwickelt hat.

In dem Beispiel des frühen aushakbaren Laufes ist ein englisches Steinschlossgewehr von Brander in London zu sehen.

Aus dem Lauf schaut nur der rechteckige Haken heraus. Der Lauf ist mit zwei gesicherten Schubern, die in gravierten Silberplättchen geführt sind, im Schaft gehalten. Durch die Sicherung können diese nicht verloren gehen.

Die weitere Entwicklungsstufe ist wiederum in England zu finden. Die Schwanzschraube hatte eine blockartige Verlängerung, an dessen Ende dann der angeschmiedete Haken sitzt. Der Block enthält die Zündlochbohrungen, die unterschiedlich ausgeführt waren. Diesen Schwanzschraubenblock nennt man auch Patentschwanzschraube, da hierfür eine ganze Reihe von Patenten existieren, z.B. von Nock in London. Die abgebildete Pistole stammt von Newman in Cork, Irland.

Diese Schwanzschraube hat noch ein rechtwinkliges Ende. In dieser Form ist sie bei allen besseren, späten Steinschloss- und frühen Perkussionswaffen aller europäischen Länder und der USA zu finden.

Die Spätform mit abgeschrägtem Ende, das das Abkippen des Laufes erleichtert ist an einem Beispiel von Hilpert, Ansbach um 1840,  zu sehen.

Diese Weiterentwicklung kann man nicht nur bei einläufigen, sondern auch bei kombinierten Waffen finden. Das folgende Beispiel zeigt eine Bockpistole mit gezogenen Läufen von Deutscher in Brünn um 1850.

Der gesamte Block ist in den oberen Lauf geschraubt, der untere Lauf wird mit einem Gewindezapfen auf der ganzen Länge verschlossen. Eine einzige Schraube fixiert den unteren Haken im System und damit das ganze Laufbündel.

Wir bleiben in Böhmen und sehen am nächsten Beispiel eine Weiterentwicklung. Um beim Abkippen der Läufe das Schaftholz nicht zu verletzen, wurde im Schaft in der hinteren Partie Silberbleche eingelegt. Hier bei einer Großwild-Doppelbüchse von Lebeda in Prag. Diese Art war bei hochwertigen Waffen verbreitet.

Zurück nach Deutschland möchten wir eine Scheibenpistole von Weigand in Cassel vorstellen, welche einen integrierten Mittelhahn besitzt und auf ein Piston schlägt, das im Haken eingeschraubt ist.

Der leichte Hahn hat einen kurzen Schlagweg von etwa 8 mm und bewirkt mit dem zentralen Feuerstrahl ohne Umlenkung extrem  kurze Zündzeiten.

Diskussion zum Beitrag

Eine Antwort

  1. wo kann ich mehr Informationen über Newmann in Cork bekommen. Besitze ein Steinschloss Paar von RG Newmann in Cork und möchte dieses genauer bestimmen.

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